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Eidgenossenschaft adieu?

19.10.2019

„Rechts“ hat es jahrzehntelang nicht geschafft oder gewollt, eine facettenreiche Welt ebenso differenziert abzubilden. Sehr oft werden von Rechts lediglich Ur-Instinkte angesprochen, und das auch nur in schwarz/weiss. Dementsprechend knapp und simpel ist das Vokabular gehalten. Zudem hat Rechts nicht mit der – trotzdem – zunehmenden Informiertheit der Wählerschaft gerechnet: Die Bevölkerung hat es gemerkt, dass mit „Volk“ weniger das Volk als das „Geld“ gemeint ist. Man sagt „Volk“, meint aber damit die AHV, die dem Volk gekürzt oder wenigstens nicht ernsthaft erhöht werden soll – im Gegensatz zu den Krankenkassenprämien. Oder man meint Partikularinteressen, die dank stärkster Lobbyarbeit im Parlament das Geld verklumpen und dann einseitig aus einem gerechten Wirtschaftskreislauf entfernen. Aber Rechts hat durchaus wichtige Ansätze: Wachsamkeit bei EU-Fragen. Autonomie. Oder ein gewisses Mass an Selbstbestimmung. Bloss beschleicht einen das schale Gefühl, Rechts wolle nur deshalb keine europäische Diktatur, weil es lieber eine besser kontrollierbare nationale Diktatur haben möchte; die Diktatur des Geldes und der Unmenschlichkeit. Selbstbestimmung setzt gewisse Mindestfähigkeiten voraus, die – man darf es offen sagen – auffällig oft nur kümmerlich vorhanden sind. Das Stimmvolk hat es bemerkt, dass Rechts mit „Selbstbestimmung“ wohl eher „Selbstbedienung“ meint. Es rächt sich nun, dass Rechts durchaus gute Anliegen mit der ureigenen Vierkant-Pauschalität erstickt hat.

Ein Linksruck war vorhersehbar. Die Ursache dafür sieht das selbstverliebt polternde Rechts nicht bei sich selbst, da Selbstreflektion nicht vorgesehen ist. Somit sind wohl wieder „die anderen“ Schuld.

Ist „Links“ nun Balsam fürs geschundene Volk? Auch dort wird nur mit Wasser gekocht, sprich: Geld regiert die Welt. Auch Genossen fühlen sich im Kapitalismus meist nicht unwohl. Links wie Rechts ist eines gemeinsam: Wenn man laut genug krächzt, kommt die Geldgiesskanne. Aber: Links hat es geschafft, besser zu differenzieren. So gibt es dort nicht einfach nur ungeliebte Kranke, selbstverschuldete sozial Schwache, faule Sozialschmarotzer oder Ausländer (teilweise zwar Schweizer, aber doch nur Nicht-Eidgenossen). Links hat einen wichtigen Wirtschaftskreislauf längst erkannt: Wenn die Armen mehr Geld ausgeben könnten, würde die Wirtschaft dank Hebeleffekt stark angekurbelt. Etwas, das Rechts absolut niemals wollte. Folglich tragen – simplifiziert gesagt – die Reichen ihr Geld zur Bank, wo inzwischen Negativzinsen lauern. Oder sie müssen das Geld in Immobilien anlegen, auf dass die Schweiz mit noch mehr Beton überzogen wird. Hauptsache, das Geld bleibt auf dem Häufchen und wird keinesfalls zur Anschubfinanzierung verwendet. Wenn Links jetzt aufholt, dann nicht zwingend, weil Links überall besser wäre: Das Stimmvolk hat einfach genug vom rechten Singsang mit rollenden Augen. Machen wir uns nichts vor: Links wird von denselben Kräften genährt, welche schon die 68er-Bewegung ermöglichten. Einzelne Anliegen daraus waren durchaus berechtigt, zu viele andere waren und sind nachhaltig wertezersetzend, unehrlich und destruktiv. Die Klimabewegung beispielsweise scheint von neomarxistischen Kräften gesteuert und genährt zu werden: Im mittelalterlichen Optimum war das Klima teilweise wärmer als heute, obwohl die CO2-Konzentration damals nur bei 275 ppM lag (heute 412 ppM). Merke: Man muss nicht logisch sein – laut sein genügt.

Fazit: Rechts vertreibt selbst die wohlmeinendsten Wähler. Links dagegen ist nur vorübergehend oder in Teilbereichen eine Alternative. Man kann sozusagen niemanden mehr wählen. Bedenklich am helvetischen Multiversum ist, dass diese beachtliche Wählermenge nicht von einer Partei vertreten wird, die „normal tut“. Oder andersherum: Die Schweizer Stimmberechtigten fühlen sich immer weniger vertreten. Ist unser System überlebt? Das Ende demokratischer Systeme ist das Chaos – oder gemäss Platon die Tyrannei. Man darf deshalb mit einem gewissen Schaudern gespannt sein, ob sich die Polit-Akteure nach diesen Wahlen endlich wieder auf das Volk als Ganzes – mit seiner Vielfalt – besinnen, oder ob sie nur noch um so stärker ein Alle-gegen-Alle vorantreiben, und sich nun völlig der Nabelschau und dem Filz hingeben.

 

 
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