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Wie schlimm ist Einkaufstourismus wirklich?

22.10.2015

Dank Schweizer Einkaufstourismus sollen dem Detailhandel inzwischen 11 Milliarden Franken jährlich verlustig gehen (vgl. Tagi-Online). Das ist für den kleinen Angestellten übel. Warum aber eine einzelne Zahnbürste im Schweizer Detailhandel fast CHF 5,50 kostet, ist dann doch nicht nachzuvollziehen. Ebenso unklar ist, warum es keine 3er-Packs gibt mit Preisvorteil. Die Grossisten der Detailhändler scheuchen die Kunden gleich selber über die Grenze.

Der Detailhandel beschäftigt Fachpersonal, ist vor Ort vertreten und hat die Produkte wirklich auch in seinen Regalen (mit Frischegarantie) - anders als unser  Konzessionär-Beispiel. Der 'Zuviel-Faktor' von 8,24 kann somit natürlich nicht dem Detailhandel nachgesagt werden. Jeder, der mit selbstimportierten unverderblichen Waren handelt, weiss: Auch wenn man die Waren in einer Scheune lagern würde, müsste man etwa Faktor 2 auf die Einkaufspreise der Waren schlagen, um die Grundkosten zu decken. Da sind Vertriebskosten (Ladengeschäft oder Internet-Shop), Kundenservice, Lohnkosten oder Rückstellungen noch gar nicht mit drin. [Die Einkaufspreise aus diesem Beispiel sind nicht zu verwechseln mit den Verkaufspreisen aus dem Konzessionär-Beispiel].

Dennoch: im Schweizer Detailhandel wird ganz kräftig abgesahnt, wenn auch nicht von den kleinen Ladenbetreibern. Auch hier gibt es einen 'Zuviel-Faktor'. Schätzt man diesen wieder heraus, so werden aus den 11 Milliarden vielleicht noch 5 bis 7 Milliarden. Oder sie lösen sich ganz in Luft auf.

Ob in diesen 11 Milliarden auch berücksichtigt wird, dass die Schweizer Detailhändler viele Produkte ebenfalls im Ausland einkaufen - genau wie die Einkaufstouristen? Dann schrumpft der bejammerte Betrag weiter.

Ich bin dagegen, dass man die ehrbare Wertschöpfung aus inländischer Produktion immer wieder und absichtlich verwechselt mit Gewinnmaximierung aus leistungsfreiem Zwischenhandel.

Schaut man sich allerdings die Edelkarossen mancher Einkaufstouristen an, die an Samstagen die schweizerisch-deutschen Grenzübergänge verstopfen helfen, wird klar: Lange nicht jeder kauft aus schierer Not im billigeren Ausland ein. Genauso, wie es die Gier-Zwischenhändler gibt, gibt es auch die durchaus gut situierten Gier-Einkaufstouristen.

PS       
Wir kaufen - obwohl wir in unmittelbarer Grenznähe wohnen - trotzdem über 95% aller Güter in der Schweiz.

PS 2    
Und dann gibt es noch mein Lieblingsbeispiel mit den USB-Druckerkabeln: Früher lagen sie den Druckern bei. Seit etlichen Jahren muss der Kunde sie separat erwerben - auch wenn ein Drucker mal eben 800.- CHF kostet. Einkaufspreis beim Importeur (die nicht selten auch über ihre Ladenketten direkt verkaufen):
20 Rappen oder weniger.
Verkaufspreis in einem beliebigen, fairen CH-Internetshop: zwischen 2.- und 3.- CHF.
Verkaufspreis (offen, unverpackt) an der Theke eines bekannten Superdiscounters: 19.90 CHF.

PS 3    
Die öffentliche Hand kauft wohl ebenfalls seit längerem im Ausland ein und vernichtet damit inländische Arbeitsplätze. Zu wiederkehrenden nationalen Jammerberichten mit fetten Headlines hat es darüber aber noch nicht gereicht.


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22. Oktober 2015

update 3. Februar 2016

 
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