In den Medien zirkuliert derzeit eine wichtige Warnung: „Nasa warnt vor Asteroiden-Einschlag am Valentinstag 2046“. Oder: „Valentins-Asteroid soll die Erde auslöschen“. „Armageddon, light?“
Huch. Die NASA warnt. Dann muss es schlimm werden. Ernsthaft jetzt.
Damit die Endzeit-Botschaft so richtig sakramässig einfährt, zeigt man den verunsicherten Leserinnen und Lesern eine Illustration eines gigantischen Brockens, welcher auf der Erdoberfläche aufschlägt und dabei einen Feuerfleck erzeugt. Dieser Brocken ist ein Mehrfaches grösser illustriert als jener, der vor 250 Millionen Jahren mutmasslich am Südpol (Wilkes Land) einschlug und die Erde zu einer leblosen Wüste machte (95% allen Lebens soll ausgestorben sein). Nebenbei bemerkt: Auch der grösste Teil der Tschechischen Republik scheint ein Meteoritenkrater zu sein. Da nimmt sich das Nördlinger Ries geradezu als Pünktchen aus.
Diese grafische Illustration legt somit nahe, dass am Valentinstag des Jahres 2046 weit mehr als 100% allen Lebens ausgelöscht werden könnte. Mehr interessieren würde mich eigentlich, ob Ende des laufenden Monats der Iran apokalyptisch ausradiert wird (militärisch), und ob wir vorsichtshalber Klopapier, Hamster, Strom und Wasser bunkern sollten.
Wie verängstigte Leserkommentare demonstrieren, zeigt der medial aufgetakelte NASA-Bericht Wirkung.
Nun, im Kleingedruckten der Zeitungsartikel steht dann, dass der Asteroid (ich tippe heute dauernd „Asteorid“ - wahrscheinlich bin ich zugedopt…) so gross sei als wie der Schiefe Turm von Pisa (54 Meter). Steht man klein vor diesem Bauwerk, ist man allerdings mehr der Eintrittspreise wegen erschlagen als wegen seiner Umfall- und Einschlaggefahr. Also: Leider nicht die mehrfache Masse des Wilkes-Land-Ereignisses, dessen Impaktkörper auf bis zu 50 Kilometer Durchmesser geschätzt wird. 50 Meter oder 50 Kilometer – das ist vielen Zeitungsfritzen (pardon an mich selbst) erstmal egal. Schliesslich muss die Druckerschwärze aufs Papier, oder wegen Clickbait. Oder sind Journalisten die Ansammlung der vereinigten Paranoia schlechthin?
Manche Journalisten bekommen ja schon Panik, wenn sie in einem Leserkommentar den Begriff „Transhumanismus“ redigieren müssen. Aus Angst, damit könnten Transmenschen diskreditiert werden, fliegen solche Beiträge raus. Ja, die liebe Bildung. Die ist vielerorts ersetzt worden durch Echokammern. Die heizen sich wenigstens selber, auch ohne Gas und Öl.
Der Tscheljabinsk-Bolide (2013) hatte die Masse von 83% des Schiefen Turms von Pisa. Hatte damals allerdings mächtig gekracht. Die Erde wurde dabei nicht ausgelöscht. Auf der Turin-Skala rangiert dieser Valentinstag-Himmelskörper unter „Es besteht kein Grund zur Sorge“.
Liebe Leserinnen, liebe Leser: Genau so wurde die vergangenen 3 Jahre grundsätzlich Bericht erstattet. Die schon etwas Älteren unter uns wissen: Nicht nur die vergangenen drei Jahre - auch Skylab „drohte“ 1978/1979 ganze Großstädte auszulöschen. Dann wieder wurde das Zürcher Grossmünster gezeigt – versinkend in Gletschern mit Pinguinen drauf. Schon damals waren die Medien mit Klimawandelfutter beschäftigt. Sich an Gletschern ankleben wurde stets als doof empfunden - deswegen wechselte man die thermalen Vorzeichen.
Der Spiegel und viele andere Medien warnten uns 1974 rechtzeitig vor „einer Kette von Katastrophen„: 1982 solle eine „Gefährliche Parade der Planeten“ stattfinden, die sogar die Erdrotation beeinflussen könnte. Es wurde schliesslich ein milder, sonniger 10. März-Tag. Die Fotoausrüstung schleppte ich an jenem Tag vor präzis 41 Jahren vergeblich mit in die Gewerbeschule.
Schreckung und Ängstigung der Bevölkerung ist nicht für alle Kreise ein Straftatbestand. Erst recht dann nicht, wenn sich dadurch Renditen astronomischen Ausmasses erschliessen. Erst wenn man sich weigert, gendergerecht zu schreiben, dann kommt die Orwell-Polizei. Aber so richtig.
Vom Konjunktiv können Heerscharen von Wissenschaftlern, Anlageberatern, Pharma- und Impfkonzernen usf mächtig gewaltig leben. Das ist auch ein teuerungstreibender Faktor: Schwurbeln statt Schaffe… Wenn ich als Drucker unseren Kunden doch nur auch einmal konjunktiv-fiktive Drucksachen teurer verkaufen könnte als echte. Wobei: Mit Ablass- und Fegefeuerzertifikaten funktioniert auch dieses. Milliardenfach.
PS
WARNUNG!!
Allergikerinfo: Dieser Beitrag kann Spuren von Haselnußschalestücken und Satire enthalten.