Medienspiegel

Jesus und die Klimaerwärmung

30.12.2019

Im Editorial der Schaffhauser AZ vom 27. Dezember 2019 ist Kevin Brühlmann der festen Ansicht, Jesus sei gezeugt worden, weil seine Mutter fremdging.

Kevin Brühlmann ist nicht irgend jemand: Er wurde 2019 immerhin mit dem Newcomerpreis der „Stiftung Zürcher Journalistenpreis“ ausgezeichnet. Im Jahr zuvor erhielt er den ersten Schweizer Reporterpreis. Jeder, der selber schreibt, weiss, wie hart solche Erfolge zu erarbeiten sind. Umso mehr Grund, dieses Editorial zu hinterleuchten.

Zunächst sollte es logisch erscheinen, dass man mit den Naturwissenschaften nur jene Vorgänge beschreiben kann, welche in den Naturwissenschaften vorkommen. Für Vorgänge ausserhalb der sicht-, mess- und fühlbaren Natur braucht es andere Wissenschaften, die der Menschheit aber noch nicht zur Verfügung stehen. Deshalb – und solange – spricht man von „Glaube“. Dieser „Glaube“ ist von der Taxonomie her vielleicht vergleichbar mit dem Begriff „These“.

az

Dr. Nichtwissend nun hat es - trotz Intellekt und Hornbrille - mit aller Hartnäckigkeit unterlassen, sich auch nur eine Sekunde in die Materie zu vertiefen. Er folgte nicht den elementarsten journalistischen Grundsätzen, sondern schreit seine Wut und seine Wissensverweigerung (oder seinen Hochmut) voller Vorurteile hinaus, einer Silvester-Tischbombe gleich. Am liebsten hätte er wohl getitelt: Jesus – der Hurensohn.

Für derartige geistige Tiefflüge von ansonsten Extremtoleranten gibt es vermutlich nur zwei Erklärungsansätze:

Entweder ist dieses Editorial unter Einfluss von bewusstseinsverändernden Substanzen entstanden, oder der Autor folgt streng einer Doktrin, die vom sozialistisch-totalitären Komitee ausgeht. Oder ist es kommunistisch-neomarxistisch? Links gibt es ja enorm viele Richtungen.

Für dieses blasphemische Editorial, welches stellenweise knapp dem Niveau eines vorlauten, auffälligen Drittklässlers entspricht, muss man der AZ im Grunde genommen dankbar sein: Es zeigt, dass man ohne das geringste Wissen – egal in welcher Fachrichtung – Doktrinen und Beleidigungen (neudeutsch: Fake-News) in der Weltgeschichte verbreiten darf.

Linke Think-Tanks brüten ja so einiges aus, damit der Sozialismus endlich den Status einer globalen Diktatur erhält: Zunächst mal die Story wegen CO2 als angeblicher Ursache der Klimaerwärmung. Dann die dazugehörende FFF-Bewegung, die ausgiebig Kinder indoktriniert und schamlos Volksumerziehung begeht. Weiter die Genderbewegung, deren Hauptanliegen in Wirklichkeit darin besteht, naturgegebene Normen für unnatürlich zu erklären – nicht per Überzeugungsarbeit, sondern durch Schreien. Nicht zu vergessen die Frühsexualisierung von Kindergärtlern. Die Liste ist lang, und die Puzzleteile fügen sich in seltsamer Einheit zusammen.

Die Klimaerwärmung, die ihre Ursache praktisch nicht im CO2 hat, wird überall herausgeschrieen. Auf Kommando. Ohne Nachzulesen - weil man sich wissenschaftlichen Argumenten aus politischen Gründen zu verschliessen hat. Obwohl wichtigste Fragen unbeantwortet bleiben; oder gefälscht wird wie bei den deutschen Abgaswerten. Diese Schreierei erinnert an die Vorgänge an der Hamburger Hafenstrasse, die schon vor einem halben Jahrhundert „verschrieen“ war – als Erbe der 68er. Im Allgemeinen schreit man in Politik und Wissenschaft, wenn einem die Argumente ausgegangen sind.

Schade: Ich glaubte, die durch und durch liberale AZ sei in der Lage, heikle Themen aufzugreifen, umfassend zu recherchieren, und ohne Ansehen der Person Vorgänge zu analysieren, nachzuweisen, zu begründen und die Synthese zu veröffentlichen. Kevin Brühlmann hat es mittels weniger Worte geschafft, die Arbeit der ganzen Redaktion sowie den Sinn einer AZ in Frage zu stellen, ja: über den Haufen zu werfen. Ist die AZ in Wirklichkeit ein linkes Kampfblatt, welches man – genau wie sein rechtes Pendent – nur mit Grillhandschuhen anfassen sollte? Und: Kampf wogegen eigentlich? Gegen das Erwachsenwerden? Gegen die Weltbilder der anderen? Wer mit dieser Transformation oder Deformation der Gesellschaft nicht auf einer Linie liegt, wird von den Total-Liberal-Toleranten weggeschrieen und diskriminiert.

Wir sind gespannt, ob es nach der Ausgabe vom 29. Oktober 2020 überhaupt noch eine Schaffhauser AZ geben wird - denn der Logik von Kevin Brühlmann folgend darf man erwarten, dass die Tiefflugstaffel der AZ zum Geburtstag Mohammeds ein ebenso triefendes Editorial drucken wird. Vielleicht noch verbunden mit Karikaturen à la Jyllands-Posten.

 

 
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