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Wirtschaft

Wenn Computer sich verselbständigen

28.02.2019

Davor graut es jedem: Computer, die sich verselbständigen. Die sich abschotten. Die uns durchs Hamsterrad jagen und uns endlos beschäftigen. Die uns ausknipsen.

"WarGames – Kriegsspiele" so der Name eines Filmes von John Badham aus dem Jahr 1983. Ein jugendlicher Hacker bringt den Verteidigungscomputer ungewollt dazu, auf simulierte Angriffe echt zu reagieren.

Derartige Situationen dienen manchen Konzernen nicht etwa als Mahnmal, sondern als Vorbild für ihre Geschäftsstrategie - mit geänderten Vorzeichen.

Wenn ein globales System Fehler produziert, aber niemand kann dem grossen, allumfassenden System diese Fehler melden - dann geschehen diese Fehler weiterhin, und produzieren Folgefehler und -schäden.

Das System hat sich überall eingeklinkt, man kommt kaum an ihm vorbei. Anfragen an den grossen Weltencomputer, der alles in den Fingern hat, sind nicht möglich: Bestenfalls erhält man roboterisierte Beschäftigungstherapie-Textbausteine.

PayPal hat so einen verselbständigten Superrechner: Fehler, die man über Jahre hinweg meldet, werden ignoriert. Unternehmen, welche die Welt beherrschen, können sich solche Diktator-Allüren erlauben: Niemand hat den passenden Schraubenzieher.

Wer mit PayPal eine Zahlung für eine Bestellung leisten will, kann zunächst Lieferadresse, Rechnungsadresse und  Kreditkarteninformationen hinterlegen.

Das Eingabeformular von PayPal holt sich dann Daten aus der Lieferadresse ins Kreditkartenfeld. Hernach tauscht PayPal die Liefer- mit der Rechnungsadresse. Bei einer deutschen Lieferadresse fragt PayPal nach dem Kanton.

Das ist das, was man als Benutzer am Frontend mitbekommt. Wohin PayPal andere Daten aus der Transaktion verstreut, wagt man nicht wissen zu wollen.

Anderer Fall:

Ein Lieferant schickt bestellte Ware an uns ab. Gemäss UPS-Tracking liegt das Paket nun schon über zwei Wochen in Deutschland. Niemand bei UPS ist zuständig - auch alle anderen schnorren sich raus. Dumm wie man ist, hat man die Ware vorausbezahlt; geht ja nicht anders. Letztlich wird der Käuferschutz von PayPal bemüht. Man bekommt eine E-Mail mit einem Link. Doch der Link ist blind, funktioniert also nicht. Das möchte man PayPal mitteilen und sucht nach einer Mitteilungsmöglichkeit. Man findet nichts ausser vorgefertigten Themenbereichen, wobei 'Störung' natürlich bei einem weltbeherrschendem Unternehmen schon mal nicht vorgesehen ist. Man benutzt also ein möglichst sinnnahes Thema. Als Antwort bekommt man kistenweise Textbausteine. Die von mir sorgfältig formulierte Fehlermeldung wird nicht berücksichtigt.

Ich begebe mich erneut in meinen PayPal-Account. Es zeigt mir an:

„Ihr Handeln ist erforderlich“

Ich klicke auf den dazugehörenden Button

„Zur Prüfung anstehende Konflikte“

Es gibt einen aktiven Eintrag:

„Von Verkäufern gesendete Nachrichten (1)“

Habe ich etwa Antwort vom Verkäufer? Klicke ich darauf, geschieht nichts. Es gibt keine Inhalte bei "Ihr Handeln ist erforderlich". Was ist zu tun? Nichts - und damit hat PayPal einen weiteren Fall "erfolgreich" gelöst und archiviert.

Auch dieses Problem melde ich PayPal. Mal sehen, ob wieder eine robotergenerierte 'Antwort' eintrifft.

Das alles ist wohl erst der Vorgeschmack auf die "Künstliche Intelligenz" der Zukunft.

 

 
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